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von Dagmar Recklies
Die PEST
Analyse hat sich im Rahmen der strategischen Planung als leicht
verständliches und flexibles Tool bewährt. Wie bei allen Tools
hängt jedoch der tatsächliche Nutzen der PEST-Analyse
vom konkreten Vorgehen bei Einsatz und Anwendung ab. Deshalb soll im Folgenden
nicht nur auf den Inhalt dieses Werkzeugs eingegangen werden; der
größere Teil des Artikels gibt Hinweise für Einsatz-, Nutzungs-
und Interpretationsmöglichkeiten
Inhalt
Die PEST oder
PESTLE ist ein sinnvoller Ausgangspunkt für die Analyse des externen Unternehmensumfeldes
und der dort wirkenden Triebkräfte.
PESTLE steht
für politische, wirtschaftliche (economic),
sozio-kulturelle, technologische,
rechtliche (legal) und ökologische (ecological)
Einflußfaktoren. Über die Einbeziehung
rechtlicher und ökologischer Faktoren findet man in der Literatur
unterschiedliche Auffassungen. Sicherlich ist ihre Bedeutung von Branche zu
Branche unterschiedlich. Sofern sie für die konkrete Situation von hoher
Bedeutung sind, erscheint eine gesonderte Behandlung als L und E sinnvoll. In
Branchen, in denen rechtliche und ökologische Faktoren von eher geringer
Bedeutung sind, können sie vereinfachend den anderen Kategorien zugeordnet
werden, etwa Gesetzgebung als politischer Faktor.
Wichtig ist
in jedem Fall, dass stets nur externe Einflussfaktoren aufgenommen werden, auf
die das Unternehmen bzw. die Branche keinen direkten Einfluss hat.
Typische
Inhalte einer PEST sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Diese Beispiele
sind jedoch keinesfalls umfassend, sondern sollten entsprechend der
spezifischen zu untersuchenden Situation angepasst werden:
Politisch |
|
E - wirtschaftlich |
·
Gesetzgebung (aktuelle und anstehende)
·
branchenrelevante Gesetzgebung
·
Steuergesetzgebung
·
Regulierung des Kapital- und Arbeitskräftetransfers
·
Politische Stabilität
·
Einbindung in Freihandelszonen
etc. |
|
·
Entwicklung relevanter
volkswirtschaftlicher Indikatoren
·
Wirtschaftszyklen
·
Arbeitslosigkeit
·
Ressourcenverfügbarkeit
·
Schlüsselindustrien
·
Branchenstrukturen |
|
|
|
Sozio-kulturell |
|
Technologisch |
·
Bevölkerung und
Demographie
·
Einkommensverteilung
·
Mobilität
·
Bildungsniveau
·
Konsumentenverhalten
·
Sparraten
·
„Konsumhunger“ |
|
·
Aktuelles technologisches
Niveau
·
der Wirtschaft
·
der eigenen Branche
·
von Zuliefer- und
Kundenbranchen
·
Staatliche und
privatwirtschaftliche F&E-Ausgaben und
–Einrichtungen
·
Lebenszyklusphasen von
Produkten |
Anwendung
In Bezug auf
den Betrachtungsgegenstand kann man das Modell der PEST zur Analyse von
einzelnen Geschäftsfeldern, Branchen oder ganzen Nationen heranziehen. Auf
diese Weise bildet die PEST eine Zusammenfassung der Triebkräfte und der
Makroumgebung. Sie zeigt auf, welche Einflußfaktoren
in der Vergangenheit von besonderer Bedeutung waren, in welchem Umfang sich
diese künftig verändern werden sowie welche Auswirkungen sich daraus
auf das Unternehmen oder die gesamte Branche ergeben. Je nach Zielsetzung der
Untersuchung kann hier eine Trennung nach zeitlicher Betrachtungsweise
sinnvoll sein: Beschreibung der Ist-Situation oder von Faktoren, welche zu
künftigen Veränderungen führen werden.
Um wirklich
aussagekräftige Erkenntnisse zu gewinnen, reicht es jedoch nicht aus, wenn
man die PEST als bloße Auflistung von Einflußfaktoren
ansieht. Sie ist vielmehr lediglich der Ausgangspunkt für
weiterführende Analysen der externen Umgebung:
Beispielsweise
kann man auf Basis der PEST verschiedene externe Triebkräfte für
Veränderungen identifizieren. Das sind diejenigen Kräfte, die mit
hoher Wahrscheinlichkeit die Strukturen von Branchen oder Märkten beeinflussen
und ändern. Beispielsweise können die Reduzierung von Regulierung und
Handelsbarrieren, die Verbesserung der Kommunikationstechnologie, wachsender
Wettbewerbsdruck auf einheimischen Märkten und zunehmender Konvergenz der
Bedürfnisse von Verbrauchern Triebkräfte für die Globalisierung
sein.
Mit Hilfe der PEST kann weiterhin den unterschiedlichen Einfluß einzelner Triebkräfte auf Unternehmen
untersucht werden. Dabei ist eine Betrachtung historischer Entwicklungen ebenso
wichtig wie die Betrachtung künftiger Einflüsse. Die Visualisierung
dieser Ergebnisse wird beispielsweise durch eine Matrix mit den Achsen Bedeutung
und Unsicherheit unterstützt.
Ergänzend
kann der Einfluss der wesentlichsten Triebkräfte auf das eigene
Unternehmen den Auswirkungen auf Wettbewerber gegenübergestellt werden.
Sofern ausreichende Kenntnisse über die Kompetenzen, Stärken und Schwächen
der Wettbewerber vorliegen, können so Hinweise darauf gewonnen werden
·
inwieweit Wettbewerber (im Vergleich
zum eigenen Unternehmen) in der Lage sein werden, auf neue Chancen und Risiken
im Umfeld zu reagieren
·
welches mögliche Reaktionen der
Wettbewerber sein könnten
Zur
Illustration der weiteren Untersuchung möglicher Auswirkungen eines
identifizierten Einflussfaktors dient auch das folgende Beispiel aus dem
Geschäftsfeld Finanzierung von Wohnimmobilien:
Einflussfaktor:
·
anstehende wesentliche
Änderungen der Gesetzgebung zur Wohnimmobilienfinanzierung in der
Türkei (P – politischer Faktor) Zu
untersuchende Fragestellungen:
·
Welche
Geschäftsmöglichkeiten ergeben sich rein rechtlich für
ausländische Finanzdienstleister? (P –
politischer Aspekt)
·
Ist dieser Markt
wirtschaftlich attraktiv? (E – wirtschaftlicher Aspekt)
·
Würden die
türkischen Marktteilnehmer (insbesondere Kunden) ausländische Finanzdienstleister aktzeptieren?
(S – sozio-kultureller Aspekt)
·
Welche Wettbewerber werden
möglicherweise in der Türkei aktiv werden? In welchem Umfang und
auf welchem Wege? (E – wirtschaftlicher Aspekt; Wettbewerberanalyse)
·
Wäre ein Markteintritt in
der Türkei für das eigene Unternehmen interessant? (mögliche
strategische Option) |
In der Praxis
hat sich die Nutzung des PEST-Formates
(Einordnung unternehmensexterner Faktoren in vier Kategorien) unter zwei
verschiedenen Gesichtspunkten bewährt.
·
Bei der Sammlung und Strukturierung
von Informationen
Sollen z.B. potenzielle neue Märkte oder Geschäftsfelder untersucht
werden, so werden in der Anfangsfase meist große Mengen an Informationen
zusammengetragen. Eine Vorsortierung in die vier PEST-Kategorien
kann hier den Überblick erleichtern und bildet die Vorstufe für eine
spätere weitergehende Strukturierung der relevanten Informationen. Bei
dieser Anwendung werden naturgemäß sehr umfangreiche Darstellungen
und Auflistungen entstehen.
·
Als Präsentationsform
Bei der Ergebnispräsentation von z.B. Marktanalysen kann das PEST-Schema als Executive Summary verwendet werden. Auf dem ersten
Präsentationsblatt würden dabei die wichtigsten Erkenntnisse
stichpunktartig zusammengefasst. Dabei sollte man sich allerdings auf wenige
Punkte (m.E. zwei bis maximal vier) je Kategorie
beschränken. Die Folgeblätter können dann einzelne Faktoren oder
auch die politische / wirtschaftliche / … Situation näher
erläutern. Hier bietet die PEST aufgrund ihres relativ hohen
Bekanntheitsgrades eine leicht nachvollziehbare Präsentationsstruktur und
Gliederung.
© Dagmar
Recklies, 2006