MiFID II zwingt Finanzbranche zu Strategiewechsel
Die strategische Bedeutung der kommenden EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II („Markets in Financial Instruments Directive") wird von Banken, Vermögensverwaltern und anderen Finanzmarktakteuren offenbar noch unterschätzt. Wie aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor geht, hat sich die Branche bislang vor allem mit den technischen Aspekten der Richtlinie befasst und in der Mehrheit weniger mit den Konsequenzen für das operative Geschäft.
Die strategische Bedeutung der kommenden EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II („Markets in Financial Instruments Directive") wird von Banken, Vermögensverwaltern und anderen Finanzmarktakteuren offenbar noch unterschätzt. Wie aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor geht, hat sich die Branche bislang vor allem mit den technischen Aspekten der Richtlinie befasst und in der Mehrheit weniger mit den Konsequenzen für das operative Geschäft.
Auswirkungen auf die IT-Organisation beispielsweise haben mittlerweile fast 80 Prozent der in Europa befragten Unternehmen festgestellt. Demgegenüber haben sich erst 14 Prozent intensiv mit den strategischen Implikationen von MiFID II auseinandergesetzt.
Nach Ansicht von Ullrich Hartmann, Leiter des Bereichs Financial Services Regulatory, sollte die Finanzbranche die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Neuregelung vorantreiben: „MiFID II beinhaltet im Gegensatz zur Vorgängerrichtlinie ab 2014 nicht nur operative, fachliche Änderungen, sondern kann die gesamte Vertriebsorganisation auf den Kopf stellen. Im Interesse des Anlegerschutzes sollen beispielsweise Provisionszahlungen der Produktanbieter an den Vermittler verboten oder zumindest transparent gemacht werden. Für die Banken hat dies unmittelbare Auswirkungen auf die Kosten und damit die Organisation der Anlageberatung", verdeutlicht Hartmann.
Zudem fehlt in vielen Unternehmen noch die übergreifende Perspektive, die den Zusammenhang zwischen MiFID II und anderen Regulierungsinstrumenten herstellt, beispielsweise der geltenden Marktmissbrauchsrichtlinie (MAD) oder auch der kommenden Regulierung des bilateralen Derivatehandels durch EMIR: Bislang haben erst 56 Prozent der für die Studie befragten Marktteilnehmer die Wechselwirkungen von MiFID II mit dem regulatorischen Umfeld abgeglichen.
„Die überarbeitete Richtlinie ist lediglich ein Teil des komplexen Regulierungspuzzles. Welche Folgen MiFID II hat, lässt sich nur in der Gesamtschau erkennen. Diese Gesamtbetrachtung ist zwingend erforderlich. Denn nur so können Zielkonflikte und Fehlinvestitionen bei der Anpassung interner Prozesse und Strukturen an die verschiedenen Regularien vermieden werden. Beispielsweise sollten Banken sowohl angesichts Basel III wie auch MiFID II ihr Geschäftsmodell überprüfen. Beide Regulierungswerke können jedoch bezogen auf Geschäftsmodelländerungen gegensätzliche Anreize auslösen", betont Burkhard Eckes, Leiter des Bereichs Banking and Capital Markets bei PwC.
Mehrheit kann Folgen noch nicht abschätzen
Gut die Hälfte (54 Prozent) der befragten deutschen Unternehmen ist sich zwar über die Anforderungen von MiFID II im Klaren, hat aber die Folgen noch nicht umfassend analysiert. Ein Umstellungsprojekt ist bei jedem Fünften bereits angelaufen, weitere zwei Drittel der Befragten planen ein Projekt. Allerdings weiß immerhin rund jeder achte Finanzdienstleister bislang nicht, ob eine derartige Initiative überhaupt notwendig ist. Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Auswirkungen von MiFID II sollte sich dies möglichst schnell ändern.
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