Funktionelle Dummheit - die neue Kultur in der Finanzwelt?
Die Serie von Skandalen, mit denen der Finanzsektor 2012 von sich reden machte, kann auf eine weitverbreitete Kultur „funktioneller Dummheit" zurückgeführt werden. Wissensintensive Unternehmen wie Banken haben eine Kultur entwickelt, die sich mit dem Leitsatz „Nicht denken, tun!" zusammenfassen lässt. Die Mitarbeiter werden in vielen Fällen dazu angehalten, nicht zu sehr über Dinge nachzudenken und keine unangenehmen Fragen zu stellen.
Die Serie von Skandalen, mit denen der Finanzsektor 2012 von sich reden machte, kann auf eine weitverbreitete Kultur „funktioneller Dummheit" zurückgeführt werden. Wissensintensive Unternehmen wie Banken haben eine Kultur entwickelt, die sich mit dem Leitsatz „Nicht denken, tun!" zusammenfassen lässt. Die Mitarbeiter werden in vielen Fällen dazu angehalten, nicht zu sehr über Dinge nachzudenken und keine unangenehmen Fragen zu stellen.
Diese Ergebnisse aus einem kürzlich erschienen Bericht der Professoren Andre Spicer (Cass Business School, Teil der City University London) und Mats Alvesson (Lund University) deuten darauf hin, dass die Kultur innerhalb von Finanzdienstleistungsunternehmen die Mitarbeiter daran hindert, ihre volle intellektuelle Kapazität abzurufen. Das bedeutet, dass wichtige Fragen nicht gestellt werden. Die sich daraus ergebenden Fehlleistungen können zu Skandalen führen, wie beispielsweise die Manipulation des LIBOR.
Die Autoren betonen, es liege nicht daran, dass die Qualität der Mitarbeiter gesunken sei, sondern dass sich eine Organisationskultur in diese Richtung entwickelt habe. Professor Spicer erklärt: „Viele ‚schlaue' Unternehmen - wie beispielsweise Banken und Dienstleistungsunternehmen - behaupten, wissensgetrieben zu sein. Wenn wir jedoch genauer hinschauen, erkennen wir, dass das Gegenteil der Fall ist. Viele dieser Firmen sind in Wirklichkeit nicht wissens-, sondern ‚dummheitsintensiv'. Das heißt nicht, dass in diesen Unternehmen nur Leute mit einem niedrigen IQ sitzen. Das ist für gewöhnlich ganz und gar nicht der Fall. Aber diese Organisationen fordern von ihren hochintelligenten Mitarbeitern, ihre intellektuellen Kapazitäten nicht voll auszuschöpfen. Stattdessen sollen sie nicht zu sehr über Dinge nachdenken und einfach ihren Job tun."
Die Probleme, die eine solche Kultur aufwirft, kommen nur in wirtschaftlich schwierigen Zeiten an den Tag. In Wachstumsphasen sorgt diese Kultur dafür, dass sich die Mitarbeiter untereinander besser verstehen und dass die Arbeit effizient und ohne Hinterfragen erledigt wird.
Professor Spicer sagt weiter: „Wenn Mitarbeiter nicht zu viele Fragen stellen, kommen sie tendenziell besser miteinander aus und arbeiten effizienter. Auch die Mitarbeiter selbst profitieren davon: Der Aufstieg auf der Karriereleiter verläuft meist reibungsloser."
Download
Die Forschungsergebnisse wurden im Journal of Management Studies veröffentlicht und können unter dem folgenden Link heruntergeladen werden:
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