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Bankenbarometer Deutschland und Europa - Retail-Banking gewinnt an Bedeutung

Veröffentlicht am 18. Februar 2013
Geschrieben von Ernst & Young GmbH

Deutschlands Banken gehen skeptisch in das neue Jahr. Fast jedes zweite Institut rechnet damit, dass sich die deutsche Binnenkonjunktur in den kommenden Monaten eintrübt, nur vier Prozent rechnen mit einer Erholung. Passend dazu erwartet nur jede vierte Bank, dass sich die eigene Geschäftslage in den kommenden Monaten verbessern wird, fast 40 Prozent der Institute rechnen dagegen mit einer Verschlechterung.

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Retail-Banking gewinnt an Bedeutung
Die größten Hoffnungen setzen deutsche Institute auf das Retail-Geschäft. Mehr als 60 Prozent sehen dort in den kommenden Monaten gute bis sehr gute Chancen. Auch für das Einlagengeschäft, das Firmenkundengeschäft und das gehobene Privatkundengeschäft sind die Aussichten in Deutschland nach Ansicht der Befragten eher gut. Die Perspektiven für die Transaktionsberatung, Emissionen von Aktien oder Anleihen sowie Wertpapierdienstleistungen bewerten die Institute dagegen schlecht. „Die Banken brauchen trotz Zwangsschrumpfung dringend neues Geschäft", sagt Dirk Müller-Tronnier, Leiter Banking & Capital Markets bei Ernst & Young. „Die Herausforderung besteht darin, tragbares, stabiles, seriöses Kreditgeschäft zu generieren. Das werden nicht alle Institute schaffen." Eine Kreditklemme sei derzeit nicht zu befürchten: Obwohl mehr als die Hälfte der deutschen Banken ihre Bilanzen verkleinern will, planen 38 Prozent, ihre Kreditvergabe auszubauen. Lediglich 14 Prozent der Geldhäuser wollen in den kommenden Monaten weniger Kredite vergeben.

 

Boom bei Immobilienkrediten
Haupttreiber des Retail-Segments sind nach Ansicht der deutschen Banken private Immobilienkredite. Zwei von drei Instituten erwarten, dass die Nachfrage nach solchen Darlehen in den kommenden Monaten weiter steigen wird. Das könnte Befürchtungen nähren, dass sich auf dem Immobilienmarkt eine Blase bildet. „Die Preise für Objekte in Top-Lagen sind enorm gestiegen. Ob sie noch gerechtfertigt sind, ist schwer zu sagen", sagt Müller-Tronnier. „Jedenfalls müssen die Banken nun mit gutem Augenmaß an Immobilienkredite herangehen." Als zweiten Treiber im Retail-Geschäft sehen Banken für die kommende Zeit Anlageprodukte. Mehr als die Hälfte der Institute rechnet damit, dass diese verstärkt nachgefragt werden.

Auch das Geschäft mit Firmenkunden soll sich weiter beleben: Fast die Hälfte der Banken erwartet, dass die Nachfrage bei Firmendarlehen anziehen wird. Nur 13 Prozent der Institute gehen davon aus, dass sie sinkt. Europaweit rechnen nur 35 Prozent der Banken mit steigender Nachfrage bei Firmendarlehen, 25 Prozent hingegen mit einem Rückgang. Für alle anderen Firmenkundenangebote, etwa Anleiheemissionen, Absicherungsprodukte oder Börsengänge, prognostizieren deutsche Bankmanager allerdings sinkenden Bedarf auf Kundenseite und sind dabei noch pessimistischer als ihre europäischen Kollegen.

Einige Branchen werden trotz der erwarteten Belebung im Firmenkundengeschäft größere Probleme haben, an neue Kredite zu kommen: Für Unternehmen der Finanz-, Energie- und Transportindustrie wird in den kommenden Monaten eine restriktivere Kreditvergabe erwartet. Europaweit wird es nach Einschätzung der Banken vor allem bei Bauunternehmen und im Bereich Gewerbeimmobilien zu einer restriktiveren Kreditvergabe kommen.

 

Job-Abbau setzt sich fort
Die in Deutschland überwiegend guten Aussichten im Kreditgeschäft können die grundlegenden Probleme der Branche indes nicht kompensieren. 42 Prozent der deutschen Banken planen deshalb, in den kommenden Monaten Personal abzubauen – vor allem in der Verwaltung. Nur 18 Prozent wollen zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Europaweit ergibt sich ein ähnliches Bild: 45 Prozent der Institute wollen Stellen abbauen, nur 21 Prozent planen, neues Personal einzustellen. In den Niederlanden und in Großbritannien ist der Anteil der Banken, die ihre Belegschaft reduzieren wollen, besonders hoch. „Der steigende Konkurrenzdruck führt auch bei Banken, die nicht durch unmittelbaren externen Druck dazu gezwungen sind, zu einem Personalabbau", sagt Wagner.

Lob für Berlin, Skepsis für Brüssel
Der Bundesregierung geben die deutschen Banken kaum Schuld an der Misere. Im Gegenteil: Sie zeigen sich mit deren Handeln in der Staatsschuldenkrise überwiegend zufrieden: 60 Prozent bewerten die Arbeit der Bundesregierung als positiv. Auch die Arbeit der Bundesbank wird von fast jedem zweiten deutschen Institut gelobt, nur 12 Prozent zeigen sich kritisch. Die Institute wollen keine stärkere Europäisierung: 46 Prozent der deutschen Banken lehnen eine europäische Bankenunion kategorisch ab. Weitere 20 Prozent würden der Union nur dann zustimmen, wenn gleichzeitig eine Fiskalunion eingeführt würde. Weitere 28 Prozent machen ihre Zustimmung davon abhängig, ob ein Haftungsausgleich ausgeschlossen wäre. „Es herrscht Unsicherheit darüber, was eine europäische Bankenunion letztlich für Folgen hätte", kommentiert Wagner das Befragungsergebnis. „Die deutschen Banken fürchten Entscheidungen, die sie nicht nachvollziehen und auch nicht beeinflussen können."

Download
Die Zusammenfassung der Befragungsergebnisse können Sie hier als pdf-Datei downloaden.

 

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