Wertschätzung im Hintergrund: Warum Reinigungskräfte oft übersehen werden
In den frühen Morgenstunden, wenn die Büroflure noch leer sind und die meisten Mitarbeiter ihren ersten Kaffee noch vor sich haben, sind sie bereits in vollem Einsatz: Reinigungskräfte sorgen dafür, dass Arbeitsplätze sauber und hygienisch sind.
Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Wohlbefinden und zur Gesundheit aller – und doch werden sie selten wahrgenommen. Ein Phänomen, das mehr über unsere Gesellschaft aussagt, als uns lieb sein mag.
Die Psychologie des Übersehens
Es gibt einen psychologischen Mechanismus, der erklärt, warum wir bestimmte Arbeiten und die Menschen dahinter übersehen: Was regelmäßig und zuverlässig funktioniert, fällt nicht auf. Erst wenn der Papierkorb überquillt oder Sanitäranlagen nicht gereinigt wurden, bemerken wir, dass etwas fehlt. Diese "unsichtbare Arbeit" wird systematisch unterschätzt, obwohl sie für den reibungslosen Ablauf in Unternehmen unerlässlich ist.
"Menschen nehmen Sauberkeit erst wahr, wenn sie fehlt", erklärt eine Arbeitspsychologin. "Das führt zu einer verzerrten Wahrnehmung der Wertigkeit dieser Arbeit. Was wir nicht sehen, schätzen wir nicht – obwohl die Konsequenzen des Fehlens sofort spürbar wären."
Diese Wahrnehmungslücke wird verstärkt durch Arbeitszeiten, die bewusst so gelegt sind, dass Reinigungskräfte und andere Mitarbeiter selten aufeinandertreffen. Eine professionelle Unterhaltsreinigung in Berlin und anderen Großstädten beginnt oft bereits um 4 oder 5 Uhr morgens, wenn die Bürogebäude noch leer sind. Diese zeitliche Trennung trägt weiter zur Unsichtbarkeit bei.
Hierarchien im Arbeitsalltag
In vielen Unternehmen existiert eine unsichtbare Trennlinie zwischen "Kernbelegschaft" und "Servicepersonal". Während für die einen Karrierewege und Entwicklungsmöglichkeiten selbstverständlich sind, werden die anderen als austauschbar betrachtet. Diese Hierarchisierung manifestiert sich in unterschiedlichen Pausenräumen, fehlenden Einladungen zu Betriebsfeiern und einem generellen Mangel an Interaktion.
Die Bedeutung von Sauberkeit für den Unternehmenserfolg
Wenn Kundenbesuch erwartet wird, offenbart sich plötzlich die Wichtigkeit sauberer Räumlichkeiten. Repräsentative Empfangsbereiche, makellose Besprechungsräume und frische Sanitäranlagen sind entscheidende Faktoren für den ersten Eindruck. Paradoxerweise steigt in solchen Momenten die Sichtbarkeit der Reinigungskräfte – allerdings meist in Form erhöhter Anforderungen und Dringlichkeit.
Die Pandemie hat die Bedeutung von Reinigung und Hygiene zusätzlich ins Bewusstsein gerückt. Plötzlich wurden Reinigungskräfte als "systemrelevant" eingestuft. Doch hat diese Erkenntnis zu nachhaltigen Veränderungen geführt?
Von der Wertschätzung zur Motivation
Zahlreiche Studien belegen: Wertschätzung ist ein wesentlicher Faktor für Arbeitsmotivation und Mitarbeiterbindung. Dies gilt für alle Hierarchieebenen und Tätigkeitsbereiche. Menschen, die sich gesehen und geschätzt fühlen, bringen bessere Leistungen und identifizieren sich stärker mit ihrer Arbeit und dem Unternehmen.
Kleine Gesten mit großer Wirkung
Wertschätzung muss nicht aufwendig sein. Oft sind es die kleinen Gesten im Alltag, die Großes bewirken können:
- Persönliche Begegnung: Ein freundliches "Guten Morgen" oder "Danke für Ihre Arbeit" schafft menschliche Verbindung.
- Namensschilder und Vorstellung: Reinigungskräfte sollten genauso vorgestellt werden wie neue Mitarbeiter in anderen Abteilungen.
- Inklusion bei Betriebsfeiern: Die Einladung zu Firmenfeiern signalisiert Zugehörigkeit zum Team.
- Feedback-Kultur: Lob für besondere Sauberkeit oder zusätzliche Bemühungen sollte selbstverständlich sein.
- Angemessene Arbeitsbedingungen: Pausen- und Umkleideräume, die denselben Standard haben wie für andere Mitarbeiter.
Eine Kultur der Wertschätzung etablieren
Die nachhaltige Veränderung beginnt mit dem Bewusstsein aller Mitarbeiter. Interne Sensibilisierungskampagnen können helfen, blinde Flecken aufzudecken und eine Kultur der gegenseitigen Wertschätzung zu fördern.
Vorgesetzte haben dabei eine besondere Verantwortung und Vorbildfunktion. Wenn Führungskräfte Reinigungspersonal mit Respekt begegnen, prägt dies das gesamte Betriebsklima. Manche Unternehmen gehen innovative Wege: Sie verlegen Reinigungszeiten teilweise in die Kernarbeitszeit, um Begegnungen zu ermöglichen, oder organisieren gemeinsame Frühstücke für alle Mitarbeiter – unabhängig von ihrer Funktion.
Wertschätzung als gelebte Unternehmenskultur
Ein positives Miteinander entsteht nicht durch Zufall, sondern durch bewusste Entscheidungen und tägliches Handeln. Die Wertschätzung für Reinigungskräfte ist dabei ein Lackmustest für die Unternehmenskultur: Werden wirklich alle Menschen im Arbeitsumfeld gleichermaßen respektiert und anerkannt?
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Beitragsbild erstellt mit Bing Image Creator und Canva
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