Nicht jede Software passt: Worauf es bei E-Commerce-Systemen wirklich ankommt
Die Einführung eines E-Commerce-Systems ist eine strategische Entscheidung, die weitreichende Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz eines Unternehmens haben kann. Doch was auf den ersten Blick wie ein reines Software- und Marketingprojekt erscheint, erfordert eine genaue Analyse der individuellen Anforderungen.
Der Artikel zeigt auf, wie unterschiedliche Branchen – von B2C über B2B bis hin zum Einzelhandel oder Dienstleistungen – spezifische Anforderungen an ihre E-Commerce-Lösungen stellen. Darüber hinaus erfahren Sie, welche allgemeinen Kriterien für die Auswahl eines Systems entscheidend sind und warum ein gezielter Umgang mit Komplexität bei der Implementierung unverzichtbar ist.
Lesen Sie, wie Sie mit einer klaren Priorisierung und durchdachten Planung das passende E-Commerce-System finden – und warum weniger oft mehr ist.
Unterschiedliche Anforderungen an E-Commerce-Systeme
E-Commerce-System ist nicht gleich E-Commerce-System. Je nach Zielgruppe, Art und Umfang der Waren und Art des Geschäftsmodells ergeben sich sehr unterschiedliche Anforderungen. Gleichzeitig gibt es verschiedene hoch-leistungsfähige Shop-Systeme, die in hohem Maße individuell konfiguriert werden können.
Aus diesem Grund sollten Sie unbedingt vor Auswahl und Implementierung einer bestimmten E-Commerce-Software Ihre Anforderungen in einem Pflichtenheft zusammenstellen.
Der Abgleich mit den Möglichkeiten der einzelnen Software-Systeme ist ein komplexer Prozess, in dem die wenigsten Unternehmen tiefgreifende Erfahrungen haben dürften. Deshalb ist hier die Zusammenarbeit mit einer spezialisierten E-Commerce Agentur eine gute Investition.
Hier ist nur ein grober Überblick über die spezifischen Anforderungen an E-Commerce-Systeme in verschiedenen Sektoren.
B2C-Unternehmen / Consumer-Brands
- Skalierbarkeit: Hohe Besucherzahlen und saisonale Schwankungen (z. B. Weihnachten, Black Friday) müssen stabil bedient werden
- Benutzerfreundlichkeit: Intuitive Navigation, einfache Suchfunktion, und mobiloptimiertes Design.
- Personalisierung: Empfehlungen basierend auf Kundenverhalten und Kaufhistorie.
- Schnelle Ladezeiten: Wichtig für Conversion-Raten und Suchmaschinenoptimierung, besonders bei mobilen Endgeräten.
- Marketing-Integration: Einbindung von Social Media, Retargeting und Influencer-Kampagnen.
- Zahlungsvielfalt: Unterstützung verschiedener Zahlungsmethoden, wie Kreditkarte, PayPal, Apple Pay.
- Retourenmanagement: Einfaches Handling von Rücksendungen und Rückerstattungen.
B2B-Unternehmen
- Kundenspezifische Preisgestaltung: Rabatte, Staffelpreise und kundenspezifische Angebote.
- Integration in ERP- und CRM-Systeme: Automatisierung von Prozessen, wie Bestellungen, Rechnungen und Kundenmanagement.
- Berechtigungsmanagement: Unterschiedliche Benutzerrollen (z. B. Einkaufsleiter vs. Sachbearbeiter).
- Katalogmanagement: Umfassende und anpassbare Produktkataloge für unterschiedliche Kundengruppen.
- Self-Service-Portale: Möglichkeit für Kunden, Bestellungen nachzuverfolgen, Reklamationen einzureichen oder wiederkehrende Bestellungen zu automatisieren.
- Internationale Funktionen: Mehrsprachigkeit, Währungsunterstützung, und steuerrechtliche Compliance.
Einzelhandel
- Bestandsmanagement in Echtzeit: Synchronisation zwischen Online- und Offline-Beständen.
- Click & Collect: Online-Bestellung mit Abholung im Ladengeschäft.
- Lokalisierte Inhalte: Anpassung von Angeboten und Werbung basierend auf dem Standort der Nutzer.
- Kundenbindungsprogramme: Integration von Bonusprogrammen, Treuepunkten und Coupons.
- POS-Integration: Verbindung zwischen Online-Shop und Kassensystemen.
- Visuelles Merchandising: Attraktive Produktpräsentation mit ansprechendem Design und Bildern.
- Zahlungsvielfalt: Unterstützung verschiedener Zahlungsmethoden, wie Kreditkarte, PayPal, Apple Pay.
Dienstleistungen und digitale Produkte
- Terminbuchungssysteme: Integration von Kalendern für Buchungen und automatisierte Bestätigungen.
- Digitale Produkte: Sofortiger Zugang zu herunterladbaren Materialien oder Online-Kursen.
- Abrechnung auf Zeit- oder Projektbasis: Anpassung der Zahlungsprozesse an die Art der Dienstleistung.
- Vertragsmanagement: Möglichkeit zur Unterzeichnung und Verwaltung von Verträgen über die Plattform.
Dazu kommen noch unternehmensspezifische Anforderungen wie die Integration in bestehende ERP- oder Warenwirtschaft- und CRM-Systeme. Auch allgemeine Anforderungen können je nach Unternehmen sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Hier nur eine Auswahl:
Allgemeine Anforderungen an E-Commerce-Systeme
- Nutzerfreundlichkeit: Einfache Bedienung im Frontend und Backend, sinnvolles Schulungsmaterial.
- Support: zuverlässiger Support mit definierten Service-Levels; idealerweise aktive Community, die bei Problemen oder Erweiterungen unterstützt. Aktive Community, die bei Problemen oder Erweiterungen unterstützt.
- Analytics und Reporting: Eingebaute Analyse-Tools oder einfache Integration von Plattformen wie Google Analytics; Möglichkeiten, Verkaufszahlen, Kundenverhalten und Marketingkampagnen auszuwerten.
- Integrationsfähigkeit: Schnittstellen zu bestehenden Systemen wie ERP, CRM, Buchhaltungssoftware, Lagerverwaltung und Versanddienstleistern; API-Unterstützung für zukünftige Anpassungen und Drittanbieter-Integrationen.
- Sicherheit
- Datenschutz: Einhaltung von Vorschriften wie der DSGVO.
- Transaktionssicherheit: SSL-Zertifikate, Tokenisierung und andere Maßnahmen zur Absicherung von Zahlungsdaten.
- Systemschutz: Schutz vor Cyberangriffen (z. B. durch regelmäßige Updates, Firewalls).
- Kosten:
- Initialkosten: Anschaffung oder Lizenzierung des Systems.
- Betriebskosten: Hosting, Wartung, Updates, und Support.
- Erweiterungskosten: Zusätzliche Module oder individuelle Anpassungen.
- Zukunftssicherheit: Regelmäßige Updates und ein klarer Entwicklungsplan des Anbieters; Innovationspotenzial, z. B. durch Unterstützung neuer Technologien (KI, AR/VR).
Umgang mit diesen Anforderungen
Es ist offensichtlich: Die Implementierung eines E-Commerce-Systems geht mit einem umfangreichen Anforderungskatalog einher. Schließlich hängt der Erfolg einer solchen Investition auch davon ab, dass sie für lange Zeit stabil und wartungsarm läuft und sich den verändernden Anforderungen eines wachsenden Unternehmens anpasst.
Der Nebeneffekt davon ist, dass solche E-Commerce-Projekte unweigerlich mit einer gewissen Komplexität verbunden sind. Die vollumfängliche Erfüllung aller Anforderungen wird nicht nur zu hohen Kosten führen. Weitere Faktoren, die Sie in Betracht ziehen sollten, sind:
Zeitaufwand:
Je komplexer das System ist, umso länger wird seine Implementierung und die Einarbeitung der Mitarbeiter dauern.
Ressourcenbindung:
In welchem Umfang bindet das E-Commerce-Projekt Ressouorcen, insbesondere der IT-Abteilung? Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Projekten, die dadurch beeinträchtigt werden?
Komplexität:
Je komplexer das System, umso fehleranfälliger ist es. Der Systemtheoretiker John Gall schrieb schon in den 1970er Jahren, dass ein komplexes System das funktionieren soll, praktisch nie von null an aufgebaut werden kann. Stattdessen sollte man besser mit einem einfachen System beginnen und dieses dann schrittweise erweitern.
Die Schlussfolgerung daraus ist, dass Unternehmen auch bei der Einführung von E-Commerce-Systemen unnötige Komplexität vermeiden sollten. Starten Sie besser mit einem einfacheren, aber funktionierenden System starten, als mit einem perfekten, das zu komplex ist.
Dazu kann es sinnvoll sein, alle Anforderungen noch einmal auf ihre Wichtigkeit zu überprüfen:
- Ist dieses Feature unbedingt erforderlich?
- Ist für den Start eine einfachere Ausprägung ausreichend?
- Können bestimmte Module auch später noch ergänzt werden?
Planen Sie Ihr E-Commerce-Projekt in jedem Fall sorgfältig. Beachten Sie dabei sowohl die Leistungsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit als auch die Effizienz und Machbarkeit.
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Beitragsbild erstellt mit Bing Image Creator und Canva
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