Erfolgsmodell Mittelstand: Strukturen, Prozesse und Managemententscheidungen als Basis
Der Mittelstand hatte in Deutschland schon immer eine besondere Stellung. Per Definition setzt sich der Mittelstand aus kleineren und mittelgroßen Unternehmen zusammen, die zwischen zehn und 499 Mitarbeiter beschäftigen und dabei zwischen einer Million und 50 Millionen Euro jährlich erwirtschaften. Dass der Mittelstand gemeinhin auch als Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet wird, ist nicht verwunderlich, wenn man in Betracht zieht, dass etwa 35 % des gesamten Umsatzes deutscher Unternehmen auf den Mittelstandstand entfällt. Im Jahr 2015 entsprach dies einer Bilanzsumme von 2.215 Billionen Euro. Doch welche Strukturen machen den deutschen Mittelstand so erfolgreich?
Schnelles Agieren durch flache Strukturen
Der Trend zu flacheren Hierarchien und schnellen Reaktionszeiten ist nicht neu. Dennoch gilt nach wie vor, dass sich größere Unternehmen mit dieser Umstellung schwerer tun als kleinere Betriebe. Der Mittelstand scheint für diesen Zweck die ideale Größe zu haben: Er ist personell stark genug, um Kompetenzen effektiv zu verteilen und auch umfassende Prozesse gut verarbeiten zu können, aber gleichzeitig schlank genug, um flexibel agieren zu können. Von Beweglichkeit und Agilität ist folglich die Rede, wenn das Erfolgsunternehmen der Zukunft beschrieben wird.
Einige kleine mittelständische Unternehmen erproben hier sogar ganz neue Geschäftsmodelle. Das Beratungsunternehmen boscop etwa pflegt eine Open-Space-Arbeitskultur. Dabei handelt es sich um Veranstaltungen, bei denen das Team gemeinsam die Agenda festlegt und alle Punkte gemeinsam bespricht und erarbeitet. Durch diesen Prozess werden Potenziale freigelegt, die bei regulären Teammeetings nicht genutzt werden können. Durch die Begegnung auf Augenhöhe zwischen allen Beteiligten fließen die kreativen Gedanken deutlich einfacher. Ein solches Vorgehen lässt sich in Großkonzernen schwer umsetzen, daher sind mittelständische Unternehmen ideal aufgestellt, um klassische Strukturen auf den Prüfstand zu setzen und durch neue Arbeitsabläufe schlummerndes Potenzial auszuschöpfen. Ein weiterer Vorteil der flachen Hierarchien ist, dass es sich als Recruiting-Instrument einsetzen lässt. Gerade Young Professionals fühlen sich von neuen Strukturen angesprochen und möchten ihre frischen Ideen in unkonventionellen Rahmen einbringen können. So gelingt es Unternehmen mit flachen Hierarchien oft, junge Talente langfristig an sich zu binden.
Robotik in der Industrie als entscheidender Faktor
Wichtige Bereiche wie der Maschinenbau klagen bereits heute über Fachkräftemangel und aufgrund des großen Bedarfs wird sich daran so schnell nichts ändern. In der nicht allzu weit entfernten Zukunft jedoch schon, denn dann wird die Rolle des Menschen in der Industrie deutlich kleiner sein. Roboter übernehmen bereits heute viele Aufgaben in der Fertigung, doch noch sind sie nicht mit einer künstlichen Intelligenz ausgestattet, der dieser Beschreibung auch wirklich gerecht sein wird. Experten rechnen mit einem Zeitraum von vielleicht 15 Jahren, bis dieser Status erreicht wird. Spätestens dann könnten die Auswirkungen auf die Mitarbeiterstruktur nicht mehr größer sein. Man spricht von disruptiven Innovationen, wenn eine technische Neuerung bestehende Arbeitsplätze teilweise oder ganz ersetzt. Welche Auswirkungen eine neue technische Entwicklung auf Arbeitsprozesse und den Personalbedarf hat, wird oft erst im Mittelstand erprobt, bevor Großkonzerne diese ebenfalls übernehmen. Das bedeutet nicht, dass Großkonzerne generell spät dran sind bei der Einführung technischer Neuerungen, sondern viel mehr, dass der Mittelstand als Vorbild gelten kann. Die entsprechenden personellen Umstrukturierungen im kleineren Maße können dann von Großkonzernen entsprechend adaptiert werden, sodass die Einführung der Neuerung sanfter vonstattengehen kann.
Robotik anstatt Manpower lautet die Richtung also. Diese Umstellung wird für Unternehmen zu den größten Herausforderungen überhaupt gehören. Denn obwohl der Wandel bereits stattfindet, wirft das Thema aktuell noch viele Fragen auf. Dabei geht es um rechtliche Aspekte, um Sicherheitsbedenken, um gesellschaftliche Faktoren und außerdem um die Effizienz. Im Mittelstand wird viel alleine davon abhängen, wie fließend die Robotik in die Prozesse integriert werden kann, welche Aufgaben sie erfüllen kann und wie zuverlässig sämtliche Kontrollmechanismen funktionieren.
Persönliche Beratung bleibt dennoch entscheidend
Obwohl Technik und Robotik in der Industrie eine immer größere Rolle spielen, bleibt die persönliche Betreuung, die kleine und mittelständische Unternehmen bieten können, nach wie vor ein wichtiger Erfolgsfaktor. Das Unternehmen RMIG, ein führender Lochblech Produzent, beispielsweise setzt auf Projektmanager, welche jeden Auftrag prüfen und betreuen. Durch die intensive Kommunikation mit dem Kunden kann im nächsten Produktionsschritt ein exaktes Briefing an die zuständigen Ingenieure weitergereicht werden. Somit sind Projektmanager das Bindeglied zwischen Kunden und internen Mitarbeitern. Dass diese Strategie Früchte trägt, zeigt sich bei geringen Reklamationsrate. Weniger als 0,5 % der von RMIG hergestellten Lochbleche werden von Kunden reklamiert. Diese persönliche Betreuung der Kundschaft ist eine Stellschraube, an der viele Großunternehmen noch drehen müssen, um sie in derselben Perfektion wie mittelständische Unternehmen gewährleisten zu können.
Fazit: Größere Unternehmen können vom Mittelstand lernen
Der Mittelstand nimmt in Deutschland neben der großen wirtschaftlichen Rolle auch eine wichtige Vorbildfunktion ein, sowohl für Kleinstunternehmen als auch für Großkonzerne. Durch die Größe der Betriebe können Innovationen, seien es neue Arbeitsabläufe oder technische Neuerungen, leichter getestet werden. Dadurch verschaffen sich agile Mittelständler einen Wettbewerbsvorteil, der nicht von der Hand zu weisen ist. Diese spezifischen Strukturen und Prozesse sind einerseits für Großkonzerne schwer zu kopieren. Andererseits sind gerade große Unternehmen heute gezwungen, agiler zu werden. Auch sie experimentieren mit neuen Organisationsformen und Methoden der Zusammenarbeit.
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